04. Juni 2023 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Ein gutes Buch wird von Adjektiven getötet. Thomas Finn schreibt mit „Whispering Fields – Blutige Ernte“ über Kornfelder, Tote und Sorben. Schrecken verbreitet auch Adjektivismus.
Ein Bett im Kornfeld
Titel und Kapitelüberschriften stellen Bezüge zu so manchen Kornwerk her: Whispering Fields, Fänger im Roggen, Bett im Kornfeld. Da verhilft der erste Satz auch zu keinem besseren Entrée: „Grillen zirpten, und ein warmer Nachtwind brachte das Getreidefeld zum Rascheln.“
Luca und Philipp sind die ersten Hauptdarsteller in diesem Roman. Aber nur für das erste Kapitel, denn an dessen Ende verlieren sie den Kopf. Zuvor aber erlesen wir die Schriftsteller-Krankheit Adjektivitis, zum Beispiel: „... als der laue Nachtwind ein unheimliches Geräusch herantrug, ein leises Wispern … Man streiche alle drei Adjektive und hätte einen vernünftigen Satz zum Lesen.
Sinnlos
Das Beispiel verdeutlicht nicht nur die übermäßige Verwendung der Adjektive, sondern auch die fehlerhafte. Muss bei einem Wispern noch betont werden, dass es leise ist? Schlimmer hier: „Das ewige Grillenzirpen war verstummt.“ Wie geht das, wenn das Grillenzirpen doch ewig ist?
Kriminaloberkommissarin Sarah Richter gehört zur SOKO Kornkreis und untersucht den Fall. Beim Eintreffen am ersten Tatort und dem Gespräch mit den neuen Kollegen (einem Streetworker-Typ – mehr Schubkasten geht nicht), rattern ihr alle Wikipedia-Infos über die Sorben durch den Kopf (wann sind sie woher wohin gewandert, wie viele gibt es jetzt wo, …). Leider müssen wir dieses gedachte Info-Dumping erlesen.
Versteckt
So entfaltet sich der Horror beim Lesen weniger in der Handlung, die durchaus ihre Reize hat, sondern beim handwerklichen schlechten Schreibstil. Handlung ist eben nicht alles, auch nicht in einem Horror-Thriller.
Thomas Finn: Whispering Fields – Blutige Ernte
Droemer Knaur 2023