Im Südtiroler Dialekt bedeutet Knottn nicht etwas Knoten, was nahe liegen würde, sondern Stein. Das Knottnkino, ein Freiluftkino, gehört zu den schönsten Sehenswürdigkeiten der Region. Ausgerechnet hier, in einer Discounter-Tüte, platzieren die Autoren Viola Eigenbrodt & Tobias Reimann in ihrem Südtirol-Krimi „Schürze, Speck und La Famiglia“ den Kopf eines Toten.

Alterskrise und kleiner Hüpfer

Es hätte so idyllisch sein können. Während sich Rechtsanwältin ihrer schönen Erscheinung im Knottnkino widmet, findet Filou, bei dem der Name Programm ist, den Kopf eines Toten. Ausgerechnet in der Tüte eines Discounters. An Geschmacklosigkeit kaum zu übertreffen, oder? Diese Situation ruft die Meraner Polizei auf den Plan, besser, auf den Berg.

Den muss Maresciallo Marini gleich zu Beginn des Romans erklimmen. Der 50. Geburtstag steht ihm bevor und damit der Verlust jeglicher Attraktivität. Ganz andere Probleme hat Carabiniera Patti Mayrhofer. Die fühlt sich mit 1,53 m Körpergröße reichlich unterschätzt.

Südtiroler Genüsse

Bei soviel Problemen tut es gut, einen Ausgleich zu haben. Der wird in den Südtiroler Gaumenfreuden gefunden, von denen es zahlreich und ausführlich gibt. Es ist der dritte Teil der Marini-Reihe. Von den Gaumenfreuden gibt es ähnlich viele wie Lokalkolorit. So muss das auch bei einem Regionalkrimi sein.

Beiden Autoren ist die Lust am Fabulieren und Erzählen anzumerken. Zuweilen schießen sie dabei über das Ziel hinaus. Hier ein Beispiel: „Man erkannte nur allzu leicht, dass der bekannte italienische Lederwarenhersteller, von dem das Schuhwerk stammte, der schlichten Eleganz seiner Schöpfung weitaus größeren Wert beigemessen hatte.“ Hier drängt sich nicht nur die Frage auf, woran man dies nun hätte erkennen können, sondern auch der Gedanke, dass es kürzer leserinnenfreundlicher wäre.

„Schürze, Speck und La Famiglia“ ist ein Regionalkrimi über Meran und Südtirol. Sorgfältig wurden die Eigenarten der Region und der Menschen herausgearbeitet, die hier leben.

Viola Eigenbrodt & Tobias Reimann: Schürze, Speck und La Famiglia

2021

400 Seiten