11. Mai 2023 - Roman Rezension
Fantasie-Bücher haben erstaunlicherweise oft simple Plots. Warum eigentlich? Sollte man nicht gerade hier mehr Fantasie erwarten? Könnte man sich fragen bei Abi Elphinstone „Die vier verborgenen Reiche“.
Der erste Satz
Zuweilen ist der erste Satz eines Romans eine sehr gute Zusammenfassung. „Caspar kauerte in dem Korb mit den Fundsachen, der vor seinem Klassenzimmer auf dem Gang stand.“ So lautete er bei Abi Elphinstones Roman „Die vier verborgenen Reiche“.
Was verspricht uns dieser erste Satz und hält es erstaunlicherweise: Langeweile. Wer mag schon zwischen Fundsachen kauern und wie groß muss dieser Korb sein? Was augenscheinlich originell wirken soll, verfehlt diesen Effekt um einige Meter. Warum? Weil es an überraschenden, kreativen Ideen mangelt. Aber der Reihe nach.
Caspar, der Langweilige
Held der Geschichte ist der Junge Caspar. Ein Streber (und Langweiler) wie er, äh, genau, im Buche steht. Null Bock auf Abenteuer und jedem Konflikt aus dem Weg gehend. Der typische Anfangs-Anti-Held-Junge.
Natürlich gerät dieser Junge auf seiner alltäglichen Flucht (Weglaufen hilft doch nicht) vor seinen Drangsalieren im Schrank. Dort dreht er an einem Edelstein und landet mir-nichts-dir-nichts in einer anderen Welt.
Wilda Undank
Damit nicht genug, trifft er (eigentlich noch immer im Schrank) auf Wilda Undank, die aus Wolkenstern, einem der vier verborgenen Reiche, stammt. Sie glaubt, Caspar sei ein Verbrecher.
Diesen Fehler gilt es zu klären, bevor die beiden sich aufmachen können, um die und alle anderen Welten zu retten (wird immer verlangt). Da kann man sich ein Gähnen nicht verkneifen.
Abi Elphinstone: Die vier verborgenen Reiche
Aus dem Englischen von Annette von der Weppen
Carlsen 2022