Dana Müller-Braun: The Run: Die Prüfung der Götter

09. April 2021 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)

Wenn man Gemüse nicht lange genug kocht, liegt es schwer im Magen. Das ist eine Binsenweisheit. Eine solche scheint bei „The Run: Die Prüfung der Götter“ von Dana Müller-Braun vernachlässigt worden zu sein. Was durchaus bedauernswert ist.

 

Verhülle dich, wenn du den „Run“ nicht hast

 

Dana Müller-Braun führt uns in eine Fantasy-Welt, die aus vier Reichen besteht. Einst formten Götter diese Reiche: Das Reich des Kampfes aus schwarzem Sand, das Reich der Weisheit aus goldenem Staub, das Reich des Lebens aus blauem Eis und das Reich des Todes aus roter Asche. Der böse Monarch Marruk Karis hat derweil den Schlächter die Königsfamilien ermorden lassen und herrscht nun allein über die Welt.

 

Protagonistin und Ich-Erzählerin ist Sari, ein achtzehnjähriges Mädchen, das vor dem „Lauf“ steht, wie alle in diesem Alter. Wer den Lauf noch nicht absolviert hat, muss sich mit einem Tahill verhüllen und darf die „Erwachsenen“ nicht ansprechen. Sie oder er ist ein Phantom. Sari trägt eine große Verantwortung. Sie ernährt ihren Bruder und ihren Vater, der den Tod der Mutter nicht verkraften konnte. Den Bruder muss sie verstecken, denn er ist ein Mutant. Mutanten aber werden vom Monarchen gesucht und weggebracht.

 

Du selbst bist dein größter Feind

 

The Run“ ist eine Prüfung, bei der die Läuferinnen und Läufer Monster, mörderische Tiere, abscheuliche Gestalten und vor allem dem größten Feind von uns, nämlich wir selbst, überwinden muss. Schafft der Prüfling dies nicht, bleibt der Tod die Alternative.

 

Wir merken bereits, es ist keine ideale Welt, in die Sari geboren wurde. Zudem gibt es hier reichlich Zauberkräfte oder besser Gaben. Sari selbst soll nach dem Lauf eine Wahrheitsfinderin werden, weil sie die Gabe besitzt. Vor dem Lauf trifft sie jedoch auf einen Schattenbringer, dem Gegenstück zur Wahrheitsfinderin. Als der sie küsst und ihr beim Lauf hilft, verwirrt das die arme Sari reichlich.

 

Kausalitäten machen Leserin und Leser glücklich

 

Im Leben gibt es den Zufall oder das Schicksal, die sich für so einige Handlungen oder Geschehnisse heranziehen lassen. In einem guten Roman ist das anders. Hier fordern Leserin und Leser, dass sich das, was passiert, in eine Kausalkette einfügen lässt. Die muss nicht (und sollte besser auch nicht) vorhersehbar sein.

 

Saris Handlungen sind nicht immer logisch begründet. So fordert sie beispielsweise vom Schattenbringer einen Kuss, obgleich sie ihm im Satz zuvor ihren Hass ausspricht.

 

Wenn ein Vorzug zum Problem wird

 

Um eine neue Welt zu erschaffen, die eigentlich aus vier besteht, braucht es auch in einem Buch Raum. Zumal diese Welt voller Gaben und Kräfte steckt, voller Riten, Gebräuche und Geheimnisse wie es in „The Run“ der Fall ist. Ein Umstand, auf den Fantasy-Fans sich freuen und der zweifelsfrei zu den Vorzügen dieses Romans zählt.

 

Auf der anderen Seite wird es ihm auch zum Verhängnis. Um der Leserin und dem Leser diese Welt begreifbar zu machen, hätte es wohl zwei Bände gebraucht. Wohlgemerkt, begreifbar machen im Sinne von verstehen, eintauchen, fühlen. Nicht allein erlesen.

 

Zeige und erzähle nicht

 

In jedem Schreiblernkurs steht im geläufigen Anglizismus: Show, don´t tell! Diese berechtigte Forderung benötigt Raum in einem Buch. Es ist einfacher und kürzer zu behaupten, „Keeran ging mit machtvollen, gleißenden Bewegungen“ statt es der Leserin und dem Leser so zu beschreiben, dass sie und er diese Erkenntnis selbst formulieren. Wobei in dem Zitat aus dem Roman die Frage offen bleibt, was wohl gleißende Bewegungen sein können.

 

Die Folge von teilweise willkürlichen Handlungen und Erzählen statt Zeigen ist, dass der Leserin und dem Leser der vollständige Zugang zur Handlung, zu den Figuren fehlt. Und dies ist bei dem Potenzial dieses Buches umso bedauernswerter.

 

Gabe gegen Erinnerung

 

Nun, das Jammern in dieser Rezension bewegt sich auf einem hohen Niveau. Und wenn Sari sich bei der Wahrheitsfinderin eine Gabe holt und dafür eine Erinnerung geben muss, wäre es beim Buch genau andersherum. Mit der Einhaltung einer der vorgenannten Gaben wäre der Erinnerungsfaktor des Romans ungleich höher.

 

So kratzt „The Run: Die Prüfung der Götter“ von Dana Müller-Braun an der Tür zum Literatur-Himmel, stößt sie jedoch nicht ganz auf. Schade eigentlich!

 

Das Buch direkt beim Verlag.

 

Dana Müller-Braun: The Run: Die Prüfung der Götter

Impress, Carlsen Verlag 2021

 

400 Seiten, E-Book


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