Es ist schwer zu verstehen, dass man nicht alle Bücher dieser Welt lesen kann. Manchmal hilft ein Buch beim Realisieren. „Lies of Glass and Magic“ von Francesca Peluso gehört zu diesen Büchern.

Prolog

Leserin und Leser müssen in ein gutes Buch nicht eingeführt werden. Wer Informationen nicht über die Handlung transportieren kann, bedient sich gerne eines Prologs. Vielleicht, weil man es auch nicht besser kann.

Vielleicht beginnen wir zunächst beim Titel. Die zunächst gestellte Frage, warum es ein englischsprachiger Titel sein muss, erklärt sich bei der deutschen Übersetzung. Wenn schon schnulzig, dann doch besser in einer anderen Sprache.

Arissa und die Adjektive

Hat man sich durch den Prolog durchgewälzt, gibt es keine Belohnung dafür. Mag der erste Satz des Prologs („Britannia befand sich im Krieg“) noch angehen, wird die Art des Buches (Schreibstils) im echten ersten Satz deutlich: „Auf leisen Sohlen folgte sie ihrem Ziel durch die Straßen Londoniums.“ „Auf leisen Sohlen“ also. Läuft die heute in den Schuhen mit den besonders leisen Sohlen? Wie setzen sich leise Sohlen eigentlich zusammen?

Insofern ein guter erster Satz. Er zeigt uns gleich, worauf wir uns freuen können. Stereotype und sinnlose bis falsch verwendete, dafür häufig eingesetzte Adjektive. So verschmolz die Heldin ein Stück weiter „regelrecht“ mit der Umgebung. Es stellt sich die Frage, wie das regelgerecht möglich ist. Eine Antwort bleibt uns die Autorin schuldig.

Was ist mit der Handlung?

Wir finden Worthülsen wie „geschlagene“ zwei Stunden oder den Moment, an dem ein „wahrer“ Panther zuschlug. Wenn es wahre Panther gibt, wie sehen falsche Panther aus. Sind das Tiere, die sich als Panther verkleiden und dann an einem falschen Moment zuschlagen? Vielleicht eine Schildkröte im Panzerkleid. Wenn es so wäre, aber nur dann, wäre das Adjektiv hier richtig. Ich habe Zweifel.

Es gibt noch weitere Schludrigkeiten. So stieß die Heldin an einer Stelle ein Brüllen aus. Warum brüllte sie nicht einfach. Gab es denn keine Handlung, über die berichtet werden kann? Heldin Arissa ist Kriegerin des Ordens und so etwas wie die Mätresse von Jasper Warberg, der König von Britannia. Plötzlich verschwindet eine Expeditionstruppe, zu der auch Arissas Bruder Edmund gehört. Ausgerechnet im Westen, in Dyfflin, wo gerade Bürgerkrieg ausgebrochen ist. Anspruchsvolle Leserinnen und Leser können sich den Rest denken.

Francesca Peluso: Lies of Glass and Magic

Carlsen Verlag 2022