21. März 2023 - Sachbuch Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Seit 30 Jahren gibt es das Kassablanca in Jena. Zeit für eine Retrospektive mit „... man war ja auch noch jung“, herausgegeben von Christian Gesellmann.
Wendejahre
Die Gründung des Kassablanca in Jena fällt nicht grundlos in die Jahre direkt nach der Wiedervereinigung. In einem Zitat heißt es: „Ich will diese Zeit nicht verklären, aber viele Dinge gingen in Wendezeiten deutlich einfacher.“
Es ist also eine besondere Zeit, in der das Kassablanca gegründet wird. Eine Zeit des Aufbruchs aber auch der temporären Orientierungslosigkeit. Es brauchte solche Orte wie das Kassablanca, um besonders den Jugendlichen einen Halt zu geben.
Baseballschlägerjahre
In Interviews mit ganz verschiedenen Beteiligten versucht der Herausgeber, diese Zeit und die damit verbundenen Gefühle zu dokumentieren. Das gelingt ihm ganz gut, in dem er auch die Zeit vor und nach der Gründung des Veranstaltungsortes mit einbezieht.
Das Kassablanca nur als Veranstaltungsort zu sehen, wird schnell deutlich, wird der Wahrheit nicht gerecht. Das Kassablanca war und ist ein Ort für Freiraum, für eine Kreativszene, ist ein soziokulturelles Zentrum, ein Ort für Veranstaltungen, ein Zuhause. Das Kassablanca kann den Unterschied ausmachen, zwischen „ziehe ich weg oder bleibe ich“.
Subkultur
Das Buch besteht hauptsächlich aus Interviews mit vielen verschiedenen Beteiligten am Kassablanca, vom Türsteher, Sozialarbeiter bis zum Musiker. Zahlreiche Fotos und Belege aus der Zeit ergänzen die Texte und illustrieren die Aussagen. „... man war ja auch noch jung“ von Christian Gesellmann ist ein subtiles Zeugnis einer besonderen Zeit.
Christian Gesellmann: … man war ja auch noch jung
Voland & Quist 2023