Dieter König: Feuerblumen

01. Januar 2011 - Roman Rezension

Pierre Freitag hat es satt. Angefangen von Rosy, seiner Frau, die es im Nebenraum virtuell mit jüngeren Männern treibt, bis zu jener Pseydowirklichkeit aus Bits und Bytes, in der er gefangen ist. Pierre muss hier raus! Mit dieser Erkenntnis nimmt das Unheil seinen Lauf.

 

Vor tausend Jahren führte ein Atomschlag zur Unbewohnbarkeit der Erdoberfläche. Der Rest der Menschheit flüchtet flugs unter diesselbige. Quasi vom Regen in die Traufe, denn statt Tod wartet ewige Gefangenschaft.

 

Doch Pierre Freitag will bekanntlich hier raus und nimmt den Fahrstuhl nach oben. Bereits beim zweiten Versuch gelingt es ihm an die Oberfläche zu gelangen und siehe da, sie ist verstrahlt. Die Natur hat sich den neuen Umständen angepasst und hier oben wirbelt jede Menge Leben umher, nur irgendwie sind die völlig anders.

 

Zum Glück sprechen alle die gleiche Sprache. Kurzerhand wird Freitag umgepolt, heißt strahlungstauglich generiert. Weil die durchführende Professorin irgendwie Langeweile hat, spritzt sie ihm Supermanviren und aus dem langweiligen Pierre Freitag wird eine Art Mutantenstrahlungsheld.

 

Zu diesem Zeitpunkt haben wir bereits sechzig Seiten, also gut ein Drittel des Buches geschafft, und zweifelsfrei den besseren Part des Romans genossen.

 

Ein böses Schicksal lässt Freitag nicht zu Ruhe kommen. In kürzester Folge trifft er eine erstaunliche Anzahl gutaussehender Frauen, bereitwilliger Männer, gerät in Krisen, aus denen er mehr oder weniger freiwillig gerettet wird, kommt einem Geheimnis auf die Spur, ohne dass der Leser sich in irgendeiner Weise beteiligt fühlt. Am Ende erwacht der gute Freitag etwa genau an der Stelle, an der die Geschichte begann. Alles nur geträumt, erkennt Pierre als Fazit und der Leser ist darob erleichtert, dass der Pierre das Ganze nur geträumt hat und nicht tatsächlich erleben musste.

 

Um mit dem Positiven zu beginnen: das Buch ist dünn. Nicht auszudenken, wenn es den Umfang eines mittleren Romans erreicht hätte. Das Titelbild ist akzeptabel, auch dies sollte als Vorzug gelten. Nina Horvaths Lektorat lässt Raum nach oben, einige Fehler haben sich eingeschlichen, können das Bild jedoch nicht noch mehr trüben.

 

Der Protagonist Pierre Freitag ist allenfalls zweidimensinial gezeichnet, seine Handlungen sind nicht von seinem Charakter (der ohnehin geschickt getarnt bleibt) folgerbar und überaus hartnäckig wird vermieden, dass der Leser eine Verbindung zum Protagonisten aufbaut. Den Abenteuern, die Freitag (und der Leser) durchstehen müssen, fehlt es an Tiefe, an Logik und eleganten Lösungen.

 

Der ausgeprägte substantivische Stil des Autors nimmt jegliche Dynamik aus der Geschichte, die Dialoge sind hölzern, die Figuren beliebig. Nur folgerichtig endet die Geschichte mit der schlechtesten Lösung schlechthin: dem Erwachen aus einem Traum.

 

Das Buch kann ich jenen empfehlen, die schlechte Träume haben.

 

Dieter König: Feuerblumen

Neuauflage, Ungekürzte Originalfassung 2007, Taschenbuch SF 2002

Sarturia Verlag e.K.

Lektorat: Nina Horvath

 

189 Seiten, Taschenbuch

 


Kommentare: 0
Inhalte von Powr.io werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell und Marketing), um den Cookie-Richtlinien von Powr.io zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Powr.io-Datenschutzerklärung.

LiteraTüren

literatueren@gmail.com


Ich weise nach § 2 Nr. 5 TMG auf Werbung hin: In meinen Beiträgen finden sich Links zu Verlagen, Autoren, literarischen Agenturen, sowie zu Büchern auf Verkaufsplattformen oder der Webseite des jeweiligen Verlags bzw. Autors. Andere Links werden jeweils im Beitrag gekennzeichnet.

Die mit * gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate-Links. Kommt über einen solchen Link ein Kauf zustande, werde ich mit einer Provision beteiligt. Für Sie entstehen keine Mehrkosten. Wo, wann und wie Sie ein Produkt kaufen, bleibt natürlich Ihnen überlassen. 

Professioneller Leser 10 Rezensionen Rezensionen veröffentlicht