13. November 2021 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Iain Banks ist Schotte und allein deshalb ein symphatischer Zeitgenosse. Der Heyne-Verlag dagegen ist selten schottisch noch besonders glücklich mit der Buchdeckelrückseitenbemerkung, Banks wäre der größte zeitgenössische Science-Fiction-Autor. Eine solch hingeworfene Bemerkung reizt allenfalls, sie augenblicklich zu widerlegen. Wenigstens zu diesem Zwecke stellt sich der Roman „Die Sphären“ als geeignet heraus.
Der Reihe nach:
Die Sarl leben auf der achten Ebene von Sursamen. Prinz Ferbin, an sich ein echter Tunichtgut, wird Zeuge, wie sein Vater, König Hausk, durch tyl Loesp ermordet wird. Der gute tyl zeichnete bisher als rechte Hand des Königs und offensichtlich beteiligten sich etliche hochrangige Personen des Hofes an diesem Komplott.
Ferbin wird für tot gehalten und eilt mit seinem Diener Holse an die Oberfläche des Planeten, um seine Schwester Djan um Hilfe zu bitten. Jene verließ Sursamen vor fünfzehn Jahren, um in den Dienst der Besonderen Umstände zu treten, einer Geheimorganisation der „Kultur“.
Fortan verläuft die Geschichte auf (mindestens) drei Ebenen: Ferbin, Djan und Oramen (der dritte, minderjährige, Königssohn der Sarl, der unter der Regentschaft von tyl Loesp steht).
Wie es sich für einen halbwegs anständigen Roman gehört, treffen sich die drei Ebenen zum dramatischen Höhepunkt.
„Die Sphären“ ist ein Buch, dessen Anfang und Mitte von epischer, ermüdender Länge geprägt ist; allein um diesen Nachteil in einem übereilten Ende aufholen zu wollen. Das Tempo gleicht einem Rodler, der, anfangs, den Schlitten mühselig einen Berg hinaufzieht und sich, am Gipfel angekommen, im freien Fall eine Schlucht hinabwirft. Probleme bereiten Banks besonders am Anfang die Unzahl von Namen und die Vielzahl von Informationen, die der Autor dem Leser hineinzuflößen versucht – Banks bekommt diese Probleme nicht in den Griff.
Am Ende eilen Ferbin und Djan ihrem Bruder Oramen zu Hilfe, nur um zu erkennen, dass ein übermächtiger Feind ganz Sursamen bedroht. Aktion folgt auf Aktion, Spannung auf Spannung (von zwischenzeitlicher Entspannung, so wichtig für den Rhythmus keine Spur) und führen zu einem Ende, das leider nicht alle Konflikte löst, die in dem Roman aufgeworfen wurde. Auch insofern enttäuschend.
Seltsamerweise ist es schwierig, für dieses Buch eine Empfehlung auszusprechen. Keinesfalls lässt sich Banks Fantasie absprechen. Allerdings wurde sie in diesem Roman arg lieblos behandelt, wenig strukturiert noch für den Leser freundlich aufgetischt. Zweifelsohne kann Banks schreiben; zweifelsohne ist „Die Sphären“ ein Buch, das sich lesen lässt. Aber bei weitem fehlt es an der Genialität, die doch der der eingangs zitierten Verlagsbehauptung zugrunde liegen müsste.
Den Roman erhalten Sie hier direkt beim Verlag.
Iain Banks: Die Sphären
Heyne-Verlag, 2011
Übersetzung: Andreas Brandhorst
800 Seiten